COVID-19 Update Hondurasprojekt

COVID-19: Auswirkungen der Pandemie auf die Projektarbeit in Honduras und den Betrieb von PWS

Update Juni 2020

Die Corona-Pandemie schränkt die Arbeit in den Projekten ein und wirkt sich auf den Betrieb bei PWS aus. PWS tut alles, um die Einsatzleistenden und Teammitglieder in der Schweiz und in den Projekten zu schützen. Gleichzeitig wollen wir die begleiteten Menschen in Honduras nicht alleine zu lassen. Als Menschenrechts-organisation, die in konfliktbetroffenen, fragilen Kontexten tätig ist, gehört es zu unseren Arbeitsprinzipien, uns an veränderte, schwierige Situationen anzupassen, Kontinuität und Stabilität zu vermitteln.

Wir geben hier eine Übersicht zur aktuellen Situation und den bisher getroffenen Massnahmen.

PWS-Betrieb in der Schweiz

In der Schweiz befolgt PWS die Anweisungen des Bundes und die COVID-Regeln an der Geschäftsstelle von HEKS. Mitte März hat PWS auf Home Office umgestellt und gehen seit Mai wieder vereinzelt in unser Büro in der HEKS-Auslandabteilung. Alle Veranstaltungen werden abgesagt. Unsere Öffentlichkeitsarbeit beschränkt sich auf die Online-Kommunikation und Printmedien. Auf der Webseite informieren wir aktuell über die Auswirkungen von Corona auf unsere Arbeit in den Projekten, schalten Informationen aus Honduras, aus den von PWS begleiteten Gemeinschaften und Erlebnisberichte unserer Acos auf.

Projektarbeit in Honduras

COVID-19 in Honduras

Infolge der Corona-Pandemie hat die honduranische Regierung am 16. März 2020 eine Ausgangssperre verhängt, die bis Ende Mai andauert. Die Grenzen und Flughäfen sind bis heute geschlossen. San Pedro Sula und weitere urbane Zentren im Nordosten des Landes, wo die Ausbreitung bisher am stärksten ist, sind abgesperrt. Bis Anfang Juni wurden in Honduras 5‘527 Infektionen diagnostiziert, 225 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 und 563 Infizierte wurden als geheilt gemeldet. Das völlig ungenügende Gesundheits-wesen wäre nicht in der Lage, angemessene medizinische Versorgung zu leisten. Noch im letzten Jahr hat die Regierung im Schnellverfahren Gesetze zu finanziellen Kürzungen in der öffentlichen Gesundheits-versorgung erlassen. Betroffen waren vor allem die Löhne der Angestellten. Während die Lebensmittel-versorgung für Personen mit einer gewissen Kaufkraft trotz gestiegener Preise gewährleistet ist, hat die arme Bevölkerung in den Städten keinen Verdienst und damit kein Essen mehr. Auch auf dem Land ist die Versorgung schwierig, die Märkte und Transportwege gesperrt sind. Trotz Lebensmittelverteilung durch die Armee können sich rund 1.5 Millionen Menschen in extremer Armut kaum versorgen. Lesen dazu auch die Beiträge unserer Acos im Blog.

Unmittelbare Auswirkungen auf die Begleitarbeit im PWS-Projekt ACO-H

Am 14. März hat die PWS-Projektequipe in Honduras entschieden, die physische Begleitarbeit bis auf weiteres einzustellen. Damit sollte einerseits die Ansteckungsgefahr bei den Acos vorgebeugt, aber auch die Verschleppung der Infektionen von der Hauptstadt in die abgelegeneren Gemeinschaften durch die Acos verhindert werden. PWS bleibt mit den Kontaktpersonen der begleiteten Gemeinschaften im Austausch. Wöchentlich finden mehrere Telefonge-spräche statt. PWS ist zu einer Begleitung auf Distanz übergegangen. Die Dokumentationen werden weitergeführt und weitergeleitet. Die Verständigung und Koordination mit Partnerorganisationen und Plattformen findet virtuell statt.

Die Situation des internationalen Teams

Mitte März bestand das internationale Team von PWS in Honduras aus fünf Personen: Zwei Schweizer, von denen der eine seinen Einsatz gerade beendet hatte aber nicht mehr ausreisen konnte; eine Spanierin mit einem Vertrag bis Juni 2020; ein Deutscher und eine Argentinierin mit einem Vertrag bis Anfang 2021. Die beiden Schweizer sind kurz vor Ostern mit einem Repatriierungsflug des EDA in die Schweiz zurückgekehrt. Der Deutsche ist Ende April zurückgekommen und arbeitet nun von Berlin aus für PWS. Die beiden Frauen aus Spanien und Argentinien haben sich vorderhand für den Verbleib in Honduras ausgesprochen. Alle halten sich vorbildlich an die Regeln der Ausgangssperre; sie tun alles, um sich und die anderen nicht zu gefährden und die Projektarbeit im Rahmen des Möglichen fortzuführen.

Die Situation des honduranischen Projektteams

Die drei honduranischen Angestellten von PWS haben mit bewundernswerter Umsicht und Flexibilität auf die dramatischen Veränderungen reagiert. Der Vermeidung einer Ansteckung im Team, aber auch bei sich selber und in den Familien, geben sie höchste Priorität, und sie beobachten vorausblickend die Versorgungslage. In Absprache mit PWS haben sie für die zweite Hälfte 2020 einen Plan zur Wiederaufnahme der Begleitarbeit erarbeitet, der, sobald es die Situation im Land erlaubt, umgesetzt werden soll. Dieser Plan wurde vom PWS-Vorstand gutgeheissen.

Aussichten für PWS-Honduras und das Projekt ACO-H

Die übereinstimmende Einschätzung von Projektequipe in Honduras und PWS in der Schweiz ergibt folgende Eckpunkte für die Monate bis Ende 2020.

  • Eine physische Begleitarbeit mit Präsenz in den Gemeinschaften kann frühestens im Sommer 2020 wieder aufgenommen werden.
  • PWS wird vorerst mit einem reduzierten Team von internationalen Einsatzleistenden vor Ort bleiben. Ab Juni 2020 sind es noch zwei. Diese können nach einer Normalisierung die Begleitarbeit unter den gegebenen Umständen wieder aufnehmen.
  • Die Begleitarbeit und physische Präsenz in den Gemeinschaften werden angepasst:
      Acos reisen nicht mehr in öffentlichen Bussen, sondern in einem gemieteten Auto mit Fahrer.
    →   Ausser dem Fahrer und zwei Acos reist niemand in diesem Auto mit.
    →   Masken sind obligatorisch
    → Die Acos bleiben nicht mehr über Nacht in den Gemeinschaften; die Besuche sind punktuelle, dauern 2-3 Stunden.
    →   Auch die Personen, die an den Meetings in den Gemeinschaften teilnehmen, können Schutzmass-nahmen wie Maskentragen und Händehygiene befolgen. Via EU-finanziertes Projekt, an dem PWS zusammen mit HEKS-Honduras und der honduranischen Organisation ACI-Participa beteiligt ist, erhalten die Gemeinschaften Schutzmaterial.
    Distanzregeln werden eingehalten.
    → Die begleiteten Gemeinschaften müssen den Besuch / die physische Präsenz von PWS ausdrücklich wünschen und bereit sein, sich an die Schutzmassnahmen zu halten.
    →   Für Begleitungen von Kundgebungen, Versammlungen oder Gerichtsverhandlungen müssen die Abstandregeln eingehalten werden können.

Budgetveränderungen

Durch die (teilweise) Repatriierung des internationalen Teams reduzieren sich die Kosten der monatlichen Beiträge sowie die unmittelbaren Einsatzkosten. Wegen der Aussetzung der Begleitarbeit sind die Transport- und Reisekosten in den Monaten März – Mai gesunken. Auch die Dienstreise der Koordination aus der Schweiz, die für März geplant war, fällt weg. Dafür steigen ab Mitte Jahr die Transport- und Infrastrukturkosten für die COVID-angepasste Begleitarbeit des reduzierten internationalen Teams, und die Hygienemassnahmen für Büro und Angestellte verursachen zusätzliche Kosten. Auch die Repatriierungskosten von drei Acos erhöhen die Ausgaben fürs laufende Jahr. Unter dem Strich resultiert eine Budgeterhöhung von rund 10% oder CHF 15’000.

Auf der Ertragsseite haben wir im Budget keine Änderungen vorgenommen. Es ist allerdings ungewiss, ob wir die budgetierten Erträge tatsächlich realisieren können.

PWS, 5. Juni 2020